Anti-Christian Violence and Hindu Nationalism in India

Vortrag (auf Englisch) von Prof. Dr. Sarbeswar Sahoo (Max-Weber-Kolleg, Universität Erfurt), Diskussion auch auf Deutsch

Datum: 24. Mai 2012
Zeit: 17.15 Uhr bis 19.00 Uhr
Ort: Universität Luzern, Frohburgstrasse 3, 6002 Luzern; Raum 3.B58

Religiöse Konflikte, in Südasien unter dem Begriff "communalism" zusammengefasst, haben eine lange Tradition in Indien. Religion und exklusive religiöse Identitäten wirken seit dem Ende des Kolonialismus als Urasche gewalttätiger Konflikte in Indien. Obschon der Konflikt zwischen Hinduismus und Islam als "master narrative" (Varshney 2002) indischer Politik gelten muss, mehren sich seit den 1990er-Jahren Vorfälle, in denen die christliche Bevölkerung zum Ziel von Gewalttätigkeiten wird. Interessanterweise geschehen die meisten dieser Angriffe in Provinzen, die nicht nur einen nennenswerten Anteil von Stammeseinwohnern aufweisen, sondern zudem von der nationalistischen Hindu-Partei Bharatiya Janata Party (Indian Peoples’ Party - BJP) oder ihren Verbündetenregiert werden. Es stellt sich die Frage, warum gerade hier die Gewalt gegen Christen so zugenommen hat.

Der englischsprachige Vortrag basiert auf intensiven ethnographischen Feldstudien in der von Einwohnern verschiedener Stämme dominierten Region Rajasthan. Er zeigt, wie ökonomische Schwierigkeiten und herausgeforderte identitäten der indigenen Stammesbevölkerung hier auf die rivalisierenden Konzepte von «Bekehrung» der christlichen Missionare und der Hindu-Nationalisten treffen und gesellschaftlich eine gefährliche Mischung bilden, die sich in Gewaltakten gegen die christliche Minderheit entlädt. Der Fall Rajasthan liefert wichtige Einsichten in die Entstehungsbedingungen von Gewalt gegen religiöse Minderheiten.